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Resultate

Zum derzeitigen Zeitpunkt befinden wir uns noch im Auswertungs- und Analyseprozess und haben erst ein Interview vollständig ausgewertet. Aspekte, die wir in unserem Diskussionsteil aber jedenfalls berücksichtigen werden, haben wir unten aufgelistet.

Motivation der Studierenden

Es zeigen sich mehrheitlich intrinsisch motivierte Gründe, das EC zu beginnen, insbesondere das Sprachinteresse, die Neugierde und die besondere Modalität von ÖGS. Als instrumentell und utilitaristisch werden die berufliche Anwendung, der Nischenstatus und die beruflichen Aussichten als ÖGS-Dolmetscher:in genannt. Es zeigen sich bei den Studierenden Aspekte intrinsischer wie auch extrinsischer Motivation. Auch wenn eine strikte Differenzierung nicht immer möglich ist, so zeigen sich doch mehrheitlich intrinsisch motivierte Gründe, das EC zu beginnen. Insbesondere persönliches Interesse, welches sich unter anderem durch die Faktoren Neugierde, Sprachinteresse und der besonderen Modalität von ÖGS wie auch durch bisherigen Kontakt mit ÖGS definieren lässt, wurde genannt. Auch individuelle Erwartungen (welche mehrheitlich erfüllt oder sogar übertroffen wurden!) galten hierbei seitens Absolvent:innen als wesentlicher Faktor der Motivation, das EC zu beginnen, aber auch es fortzuführen beziehungsweise abzuschließen. Die Differenzierung in instrumentelle versus integrative Motivation kann bei der Diskussion ebenfalls Berücksichtigung finden: Als instrumentelle und somit hochgradig utilitaristische Motivation können Aspekte der beruflichen Anwendbarkeit und zusätzlichen Qualifikation neben dem eigenen Studium beschrieben werden – unter anderem der Nischenstatus von ÖGS und die guten beruflichen Aussichten in der Branche des Dolmetschens wurden genannt. Im Kontrast dazu können als integrative, respektive identitätsstiftende Motivationsfaktoren die bereits erwähnten intrinsischen Aspekte genannt werden. Auch hierbei zeigt sich, dass eine trennscharfe Abgrenzung der Motivationsfaktoren nicht immer umsetzbar oder sinnvoll ist. Motivation als solche zeigt sich als hochgradig dynamisch und im Laufe der Zeit veränderlich sowie von diversen Wechselwirkungen geprägt. Insbesondere die individuelle Biographie und bisherige Einstellungen und Erfahrungen der Studierenden (beispielsweise zum Sprachenlernen als solches oder auch zu ÖGS) müssen als Einflussfaktoren stets Berücksichtigung finden. Insbesondere die genannten Faktoren von Faszination, Interesse und Neugierde in Bezug auf ÖGS decken sich in Teilen auch mit bisherigen Forschungsergebnissen (vgl. Leitner 2012). Auch die Lernumgebung sowie die Lehrpersonen und der jeweilige Gruppenzusammenhalt (auch im Sinne einer sprachlichen oder kulturellen „Community“) tragen maßgeblich zur Motivation der Lernenden bei.

Wahrnehmung der ÖGS

Insgesamt kann gesagt werden, dass sich vor allem die Wahrnehmung der ÖGS als fremd und neu bei den Studierenden verändert hat, was auch zu erwarten ist, da diese im Laufe der Lehrveranstaltungen mit der Sprache bekannt gemacht werden und diese lernen. In den Interviews wurde primär die Wahrnehmung vor dem Start und zu Beginn des ECs von den Teilnehmerinnen thematisiert. Dabei zeigt sich, dass die Wahrnehmung der ÖGS als fremd oder neu sehr stark vertreten war. Gleichzeitig wurde die Sprache auch als spannend wahrgenommen. Der Nischenstatus und der Nutzen außerhalb der Universität und im Beruf werden hier immer wieder von den Interviewten genannt.  In Bezug zur Wahrnehmung während der Lehrveranstaltungen erwähnten die Interviewpartnerinnen immer wieder den Schwierigkeitsgrad, den sie aufgrund verschiedenster Faktoren als eher gering einschätzen. Außerdem bezogen sie sich auf einen mehr oder weniger großen Unterschied zum Deutschen und generell zu nicht-simultanen Sprachen.

Sichtbarkeit der ÖGS

Dieses Projekt unterstützt die in der Literatur beschriebene Ansicht, dass die Sichtbarkeit der ÖGS immer noch gering ist und die Sprache kaum im kollektiven Bewusstsein der österreichischen Bevölkerung angekommen ist, vor allem außerhalb des universitären Kontexts. Am häufigsten nannten die Interviewpartnerinnen die Liste der ECs der Universität Wien als Quelle, die sie auf die ECs aufmerksam gemacht hat. Dies zeigt die Relevanz und Rolle, die die Universität Wien als größte Bildungseinrichtung Österreichs hat, Studierende an die Österreichische Gebärdensprache heranzuführen. Gleichzeitig deutet die Wahrnehmung der ÖGS als fremd oder neu indirekt darauf hin, dass nur wenig Wissen über die Sprache vorhanden ist. Wenig Wissen lässt darauf schließen, dass die Sichtbarkeit der ÖGS gering ist. Auch wenn die Interviewpartnerinnen von der Sprache aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis gehört haben, sind diese Personen ebenfalls im Rahmen der Liste der ECs der Universität Wien auf das Angebot aufmerksam geworden.  Auch die Wahrnehmung der ÖGS in einem Nischenstatus und die Annahme, dass die Sprache im Beruf von Nutzen sein könnte, zeigen, wie wenig präsent die ÖGS im alltäglichen Leben in Österreich ist, da die Zahl der Dolmetscher:innen und Personen, die in der Sprache kommunizieren können, als sehr gering eingeschätzt wird. Die Ursache dieser geringen Verbreitung der Sprache kann auch in Positionen der ÖGS als vorübergehendes Hilfsmittel, wie auch in der Literatur beschrieben, gesehen werden, in denen die ÖGS aufgrund mangelnder Sichtbarkeit und veralteter Sichtweisen nicht adäquat dargestellt wird. Dazu gehört etwa auch der anhaltende Kampf um Bewusstsein und Anerkennung von Gebärdensprachen als den Lautsprachen gleichwertig.

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