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Theoretischer Rahmen

Sichtbarkeit

Als größte Bildungsstätte Österreichs mit dem „vielfältigste[n] Studienangebot des Landes“ stellt die Universität Wien eine bedeutende Einrichtung für Weiterbildung im tertiären Sektor dar (Universität Wien 2023). Ihr Angebot und die damit einhergehende gesamtgesellschaftliche „Sichtbarkeit“ von Sprache/n können somit durchaus auch als Vorbild respektive Spiegelbild für Sprachgebrauch (und Spracheinstellungen) im gesamtgesellschaftlichen Kontext betrachtet werden. Die „Sichtbarkeit“, also das konkrete fremdsprachliche Angebot, muss im Zuge der Erforschung von Sprachlernmotivation Berücksichtigung erfahren, da sie „Beweggründe und Prozesse (mit) initiieren und aufrechterhalten bzw. hemmen oder gar zum Erliegen bringen“ (Riemer 2016: 267).

Institutionelles Sprachenlernen

Institutionalisiertes Fremdsprachenlernen charakterisiert die Sprachlehr- und -lernforschung als einen „von vielfältigen (personalen, kontextuellen, gesellschaftlichen) Faktoren abhängige[n] Prozess, bei dem das lernende Subjekt mit seinen individuellen Merkmalen eine aktive und entscheidende Rolle spielt“ (Burwitz-Melzer et al. 2016: 241). Vor allem im tertiären Bildungssektor beziehungsweise in der Erwachsenenbildung als solche lässt sich Fremdsprachenlernen durch einen hohen Grad an Freiwilligkeit charakterisieren, bei welcher somit umso mehr die Motivation, Einstellungen und Erwartungshaltungen der Sprecher:innen von hoher Relevanz sind.

Motivation

„Das Konstrukt Motivation stellt einen wesentlichen Faktor im fremdsprachenspezifischen Lernprozess dar. Motivation liefert einerseits den Anreiz zum Sprachenlernen, andererseits ist sie verantwortlich für das Durchhalten eines kontinuierlich andauernden mühsamen Fremdsprachenlernprozesses. Es wird vermutet, dass Motivation für den Sprachlernerfolg eine entscheidende Rolle spielt.“ (Lay 2008: 15) Als populärste Differenzierung von Motivationstypen kann die Unterscheidung in „integrative“ und „instrumentelle“ Motivation genannt werden (vgl. Edmondson & House 2011: 202; vgl. Gardner und Lambert 1972). Integrativ wird hierbei als identitätsstiftender Zugang betrachtet, instrumentelle Motivation als rein utilitaristisch. Auch auf die traditionelle Differenzierung in intrinsische versus extrinsische Motivation sei hingewiesen (vgl. Edmondson & House 2011: 206). Neuere Modelle greifen unter anderem Theorien und Konzepte aus Psychologie und Erziehungswissenschaften auf: „Unumstritten ist heute, dass sich Sprachlernmotivation aus unterschiedlichen und interdependenten Komponenten zusammensetzt. Solche Motivationskomponenten liegen in der Persönlichkeit und Biographie des Lernenden begründet, in seinen Einstellungen und Orientierungen gegenüber der zu erlernenden L2 und damit verbundenen Kultur und in den Ausgestaltungen der Lernumgebung.“ (Riemer & Schlak 2004: 1). Auch der instabile Charakter affektiver Faktoren wie Motivation scheint von Relevanz: „sie unterliegen […] kurz- und langzeitigen Veränderungen v. a. in Wechselwirkung mit anderen affektiven Faktoren und auch Faktoren, die aus vorhandenen Lernerfahrungen und aus dem Umfeld der Lernenden stammen“ (Riemer 2016: 266). Von hoher Relevanz zeigt sich auch die Tatsache, dass affektive Variablen wie Motivation nicht direkt beobachtbar beziehungsweise messbar sind: „affektive Faktoren sind nicht einfach zu erforschen, da sie mehrdimensional, dynamisch und teils tief in der Persönlichkeit der Lernenden und ihrer Lernbiographie […] verwurzelt sind“ (Riemer 2016: 266-267). Zum Abschluss ist es wichtig, sich vor Augen zu halten, dass "Motivation ein hypothetisches Konstrukt dar[stellt], das sich als solches unmittelbarer Beobachtung entzieht und in konkreten Erhebungen schwer operationalisierbar ist" (Rocco 2014: 172).

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